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Reformpädagoginnen & Reformpädagogen – siehe auch – http://www.blikk.it/blikk/angebote/reformpaedagogik/rpg10000.htm

Harald Eichelberger

Reformpädagoginnen & Reformpädagogen

Bernfeld, Siegfried – geb.: 7. Mai 1892 in Lemberg in Galizien zu Österreich; gest.: 2. April 1953 in San Francisco. Von der Jugendbewegung beeinflusster Reformpädagoge, Psychoanalytiker und Mitbegründer der modernen Jugendforschung und der Psychoanalytischen Pädagogik. Ergebnis seiner theoretischen und praktischen Arbeit ist der Zusammenhang zwischen Psychoanalyse und Sozialismus in kollektiver Selbstregulierung. Grundsätzliche Überlegungen über die Zuwendung des Pädagogen zum Zögling und über die Grenzen der Pädagogik: „Sisyphos oder die Grenzen der Erziehung“ – Formulierung der antikapitalistischen Kritik an der Pädagogik, dass der Erfolg von Bildung und Erziehung eben nicht allein von der Erziehbarkeit der Kinder abhängt, sondern ganz maßgeblich von den materiellen Voraussetzungen sowie von der historischen Verfasstheit des Bildungswesens.

Blonskij, Pavel, Petrowitsch – geb.: 14. Mai 1884 in Kiew; gest.: 15. Februar 1941 in Moskau. Russischer Reformpädagoge und Begründer der Produktionsschule. Stellte mit der Gründung der Produktionsschule (auch Arbeitsschule) ein revolutionierendes Modell bereit. Die Arbeitsschule ist für Pavel Blonskij nicht nur methodisches Prinzip, sondern der pädagogische Lebensnerv der Schule. Pädagogisches Prinzip ist die Einführung des Kindes in die Beherrschung der modernen industriellen Kultur; Ablehnung der Handwerk-Arbeitsschule; Arbeitsschule im Dienste einer frühkindlichen Industriebildung: es sollen die natürlichen Spielwünsche des Kindes in der industriellen Gesellschaft den vorherrschenden technischen Aktivitätsformen in der Erwachsenenwelt entsprechen. Blonskij, Pavel, Petrovitsch: Die Arbeits-Schule. I. und II. Teil. Berlin 1921.

Decroly, Ovide – geb.: 23. Juni 1871 in Renaix; gest.: 12. September 1932 in Brüssel. Belgischer Arzt, Erzieher, Psychologe und (Reform)pädagoge. Studien zur Psychologie des Kleinkindes; Vorübungen zur Schulung der Aufmerksamkeit und Erziehung der Sinnesorgane. (S. auch. M. Montessori!) Einführung der „visuellen Methode“ des Lesenlernens und Erfindung von Lernspielen; Ovide Decrolys Methoden stellen das Kind in den Mittelpunkt mit all seinen Bedürfnissen, Interessen und Abwehrreaktionen. Die Erziehung durch das Leben für das Leben soll gewährleistet werden durch die kritische Teilhabe an typischen Lebensphänomenen. Reformpädagogische Absicht: Lernen ist das pädagogisch gelenkte Leben.

Dewey, John – geb.: 20. Oktober 1859 in Burlington, Vermont; gest. 1. Juni 1952 in New York; US-amerikanischer Philosoph und Pädagoge. Philosophie und Pädagogik unter der Perspektive der Erziehung zur Demokratie; Demokratie ist für John Dewey erfülltes nicht entfremdetes Leben; dieses ist ohne Mitbestimmung nicht denkbar. Wesen der Demokratie: Intelligente Selbstführung. Erziehung ist Erziehung zur Selbstbestimmung. Das Lernen muss ganz und gar auf Erfahrung aufgebaut sein. Kinder lernen experimentierend in einer anregenden Lernumwelt die Realität und sich selbst entdecken und kennen. Lehrer/innen in der Rolle des/der Mitarbeiters/in. Pädagogischer Ansatz: „Learning by doing“. Kooperation mit Helen Parkhurst (Daltonplan-Pädagogik). Dewey, John: Democracy and Education: An Introduction to the Philosophy of Education, New York 1915.

Ferrer, Francisco – geb.: 1859 in Katalanien; gest.: Oktober 1909 in Barcelona; Reformpädagoge und Begründer einer anarchistisch-libertären Erziehung. Befürworter einer positivistischen Wissenschaft und Kämpfer für Aufklärung und den Bau einer gerechten und freiheitlichen Gesellschaft. 1901 Gründung der „Escuela Moderna“ in Barcelona. Tritt für die vollständige Emanzipation des Individuums ein. Bestreben, die Schule zu einem „Haus des Volkes“ auszubauen – wurde damit Vorläufer der „Community Education“. Radikale Formulierung des Gedankens des Respekts, der Würde und Freiheit des Kindes – die Erziehung soll vom Willen des Kindes ausgehen. Francisco Ferrer wurde als angeblicher Rädelsführer der Juliunruhen 1909 in Barcelona hingerichtet.

Ferriere, Adolphe – geb.: 30. August 1879 in Genf; gest.: 16. Juni 1960 in Genf; Schweizer Lehrer und Reformpädagoge. 1921 Mitbegründer des Weltbundes zur Erneuerung der Erziehung und Redakteur dessen Publikationsorgans „Pour l’ère nouvelle“. Adolphe Ferriere beschäftigte sich mit Fragen der religiösen Psychologie und setzte sich für Schülermitverantwortung und reformpädagogische Unterrichtsmethoden ein. Er definiert das Landerziehungsheim als ein Internat auf dem Lande, das den Charakter der Familie beibehält; die persönliche Erfahrung des Zöglings dient als Grundlage für die intellektuelle Erziehung; unter Zuhilfenahme der Handarbeit (Siehe Idee der „Arbeitsschule“!) führt die sittliche Erziehung zu einer weitgehenden Selbstregulierung der Schüler. Ferriere, Adolphe: Ecole active, 1922 (dt.: Tatschule, 1928).

Freinet, Célestin – geb.: 15. Oktober 1896 in Gars in der Provence (Frankreich); gest.: 8. Oktober 1966 in Vence; französischer Reformpädagoge und Begründer der Freinet-Pädagogik, einer Pädagogik des Volkes. Célestin Freinet übernimmt von Ovide Decroly die Anregung, Texte zu drucken. Die Druckerpresse wird in der Folge zum Symbol der Freinet-Pädagogik – Publikation als politische Meinungsäußerung. Übernahme von Anregungen der deutschen Reformpädagogik, von Hermann Lietz (Landerziehungsheim) und Georg Kerschensteiner (Arbeitsschule). Klasse als Kooperative oder Genossenschaft – lebendige Demokratie und selbst bestimmtes Lernen – pädagogische Strategien für die Realisierung einer sozialistischen Gesellschaft. Lehrerinnen- und Lehrerbewegung nach dem Motto: Lehrer helfen Lehrern. Freinet, Célestin: Die moderne französische Schule, hrsg. v. Ferdinand Schöningh, Paderborn, 2. Auflage, 1979.

Fröbel, Friedrich Wilhelm August – geb.: 21. April 1782 in Oberweißbach/Thür. Wald; gest.: 21. Juni 1852 in Marienthal, Gemeinde Schweina; Pädagoge (Schüler Pestalozzis), Begründer des Kindergartens und Vorläufer der Reformpädagogik. Er führte die „Freiarbeit“ in die Pädagogik ein. Entwicklung von Spielgaben. Ins Zentrum seiner Pädagogik stellte er das Spiel und dessen Bildungswert als typisch kindliche Lebensform. Sammlung von Mutter- und Koseliedern, um das kleine Kind in die Lebenswelt der Erwachsenen einzuführen. Friedrich Fröbel strebte danach, „die Menschen ihnen selbst zu geben“. Motto: Lasst uns unsern Kindern leben! Fröbel, Friedrich: Durchgreifende, dem deutschen Charakter erschöpfend genügende Erziehung ist das Grund- und Quellbedürfnis des deutschen Volkes. Erfurt 1821.

Gaudig, Hugo – geb.: 5. Dezember 1860 in Stöckey im Harz; gest.: 2. August 1923 in Leipzig; Reformpädagoge und Schulleiter in Leipzig, „Arbeitspädagoge“. Zentralbegriff seines arbeitspädagogischen Konzeptes: Prinzip der „freien geistigen Tätigkeit“ und der Selbsttätigkeit. Nicht primär nur praktisches Tun, sondern die immanente geistige Schularbeit ist Prinzip für die zukünftige Gestaltung des Schullebens. Vertreter einer „Persönlichkeitspädagogik“. Die Methode der Lernenden ist das entscheidende Moment des Lernens. Gaudig, Hugo (Hg.): Freie geistige Schularbeit in Theorie u. Praxis. Breslau 1922.

Geheeb, Paul – geb.: 10. Oktober 1870 in Geisa/Rhön; gest.: 1. Mai 1961 in Goldern-Hasliberg/Schweiz; deutscher Reformpädagoge. Gemeinsam mit seiner Frau Edith Cassirer Gründer der Odenwaldschule; emigrierte 1934 in die Schweiz. Bildung ist nach Paul Geheeb ein „Selbstwerdungsvorgang und Selbstwerdungsvollzug“ des einzelnen (Werde, wer du bist!) Kennzeichen der Odenwaldschule: Schulgemeinde als Versammlung der gesamten Heimgemeinschaft (Ort des Austauschs); Einrichtung eines „Wartesystems“ (z.B. Ordnungswart) und eines Kurssystems in der Schule. Nach dem zweiten Weltkrieg entwickelte er mit der Ecole d’Humanité in Versoix (CH) (später in Goldern-Hasliberg) die Ansätze der Odenwaldschule weiter. Paul Geheeb leitete diese Schule bis zu seinem Tod.

Glöckel, Otto – geb.: 8. Februar 1874 Pottendorf (Niederösterreich); gest.: 23. Juli 1935 in Wien; österreichischer Politiker und Schulreformer in der Ersten Republik. Als Initiant der Reformpädagogik der Zwischenkiegszeit – der österreichischen Schulreform – war Otto Glöckel ein Verfechter der Gesamtschule und Gegner von Bildungsprivilegien sowie Kämpfer gegen die kirchliche Vormachtstellung in den öffentlichen Schulen. Glöckel, Otto: Das Tor der Zukunft, Wien 1917.

Hahn, Kurt Martin – geb.: 5. Juni 1886 in Berlin; gest.: 14. Dezember 1974 in Salem; jüdisch-deutscher Pädagoge. Begründer der Erlebnispädagogik; Mitbegründer der Schule „Schoss Salem“ – Konzeption eines Schulstaates (Integration der Idee der Landerziehungsheime in das pädagogische Konzept). Ziel allen erzieherischen Tuns ist die Selbstverwirklichung, das Medium ist die Selbstverantwortung. In den „Sieben Salemer Gesetzen“ formulierte Kurt Hahn sein ganzheitliches Bildungskonzept. Hahn, Kurt: Erziehung und Verantwortung. Reden und Aufsätze. Stuttgart: Klett o. J. [1958].

Kerschensteiner, Georg Michael – geb.: 29. Juli 1854 in München; gest.: 15. Januar 1932 in München; deutscher Pädagoge und Begründer des modernen Berufsschulwesens. Sein pädagogischer Ansatz betont die unterrichtlichen Prinzipien der Selbsttätigkeit, der Spontaneität und des manuellen Tuns. Die Arbeit als Bildungsform und pädagogischer Begriff – angelegt als Korrektiv zur geisteswissenschaftlichen Pädagogik. Die Arbeitsschule soll die Schule der Zukunft sein:. Charakterformung durch geistiges Tätigsein im Sinne geistiger Arbeit. Erziehung zur Selbständigkeit, zum Mut zur Selbstbehauptung und Neues und Ungewohntes aufzugreifen und zu den Arbeitstugenden Sorgfalt, Gründlichkeit und Umsicht. Kerschensteiner, Georg: „Die staatsbürgerliche Erziehung der deutschen Jugend“ (1901).

Key, Ellen Karolina Sophie – geb.: 11. Dezember 1849 in Sundsholm; gest.: 25. April 1926 in Strand, (Vätternsee); schwedische Reformpädagogin und Schriftstellerin. Ellen Key widmet sich neben pädagogischen Fragen auch den Problemen der Frauenemanzipation. Schul- und bildungspolitische Forderungen nach einer Gesamtschule als Schule der Zukunft. Diese Schule soll zur Bildung eines neuen Menschen beitragen – reformpädagogische Idee der Weltverbesserung durch Erziehung. Ellen Key als Auftaktgeberin der pädagogischen Reformbewegung – Blick für das Kind und die Bedeutung einer Erziehung, die sich an der Entwicklung des Kindes orientiert. Key, Ellen: Das Jahrhundert des Kindes. Deutsche Erstausgabe 1902, neu herausgegeben: Weinheim und Basel 1992.

Kilpatrick, William Heard – geb.: 20. November 1871 in White Plains (Georgia); gest.: 13. Februar 1965 in New York; US-amerikanischer Pädagoge; Schüler, Kollege und Nachfolger von John Dewey. Entwicklung der Idee des Projektunterrichts mit John Dewey. Gemeinsame Publikation: „Der Projektplan – Grundlegung und Praxis“. William Heard Kilpatrick als Repräsentant der „Progressiv Education“ in den USA: Anwendung des zweckvollen Handelns im pädagogischen Prozess – learning by doing (Siehe John Dewey!).  Erziehungsidee: Der Mensch baut sich als urteilsfähige Persönlichkeit in Wechselwirkung zwischen Eindruck und Ausdruck in kritischer Erfahrungssichtung auf.

Korczak, Janusz – eigentlich: Henryk Goldszmit – geb.: 22. Juli 1878 oder 1879 in Warschau; gest.: Anfang August 1942 im Vernichtungslager Treblinka; polnischer Arzt, Kinderbuchautor und Heimerzieher. Das Waisenhaus Dom Sierot wurde sein Lebensinhalt. Getragen von der jüdischen Gesellschaft „Hilfe für die Waisen“ nahm es jüdische Kinder bis zum Alter von 14 Jahren auf – prinzipielle Kinderrechte in einem Modell einer Kinderrepublik (z.B. Gerichtsbarkeit). Janusz Korczak begleitete 1942 die Kinder des Waisenhauses in das Vernichtungslager Treblinka und wurde mit seinen Kindern von den Nationalsozialisten ermordet. … „die Welt zu reformieren, hieße, das Erziehungssystem zu reformieren“. Korczak, Janusz: König Hänschen der Erste. Auch: König Maciu der Erste; poln. Erstausgabe Król Maciu? Pierwszy 1923.

Lane, Homer – geb.: 1875; gest.: 1925; Vorläufer der Arbeitsschulbewegung, Sjöd-Lehrer (Handfertigkeitsunterricht) – eines der ersten arbeitsunterrichtlichen Verfahren reformpädagogischer Prägung; dorfähnliche Erziehungsgemeinschaft „Little Commonwealth“ in Dorset. Homer Lane beeinflusste auch Alexander Sutherland Neill, den Begründer der antiautoritären Internatsschule Summerhill. Homer Lane als Begründer der „Implosionsmethode“: Anbahnung der Heilung des Kindes durch nahezu grenzenloses Gewährenlassen. („Explosionsmethode“ – siehe Anton Semjonowitsch Makarenko!)

Lietz, Hermann – geb.: 28. April 1868 in Dumgenewitz auf Rügen; gest.: 12. Juni 1919 in Haubinda; deutscher Reformpädagoge und Gründer der deutschen Landerziehungsheime für Jungen. Der Ausgangspunkt der Landerziehungsheime ist die Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft. Landerziehungsheime als eine „Eigenwelt der Erziehung“. So genannte „Rettungspädagogik“ – Landerziehungsheim als „educational laboratory“ führt zu einem „higher type of human being“. Vorbild: New School Abbotholme, gegründet von Cecil Reddie. Hermann Lietz: Des Vaterlandes Not und Hoffnung. Veckenstedt 1919.

Makarenko, Anton Semjonowitsch – geb.: 1. März/13. März 1888 in Belopole, Oblast Sumy, Ukraine; gest.: 1. April 1939 in Moskau, (Sowjetunion); sowjetischer Pädagoge und Schriftsteller. Entwicklung einer sozialistischen Kollektiverziehung, in der das gesamte Kollektiv, ob in der Familie oder einer Einrichtung, zum wichtigsten Instrument einer Erziehung zu einer entwickelten Persönlichkeit wird. Die Erziehung ist geprägt von einer Einheit aus freiwilligem Gehorsam sowie Selbstverwaltung und nützlicher Arbeit. Befürworter der „Explosionsmethode“ – von starken Emotionen begleitete Reaktion des Erziehers. Makarenko, Anton Semjonowitsch: Ein pädagogisches Poem. Der Weg ins Leben. O.O., 1933-1935.

Montessori, Maria – geb.: 31. August 1870 in Chiaravalle bei Ancona; gest.: 6. Mai 1952 in Noordwijk aan Zee); italienische Ärztin, Reformpädagogin, Philosophin und Philanthropin. Sie entwickelte die Montessoripädagogik, eine Pädagogik der Individualisierung. Begründerin und Erfinderin der Montessori-Methode in den „Casa dei bambini“ und der Entwicklungsmaterialien. Betonung der pädagogischen Bedeutung einer vorbereiteten Umgebung; Entdeckung der „Polarisation der Aufmerksamkeit“, deren experimenteller Erforschung sie einen Großteil ihrer weiteren Arbeit widmete. Erkenntnis des absorbierenden Geistes, der Kinder zur Selbstschöpfung befähigt. Beachtung der Bedeutung der sensiblen Phasen für die kindliche Entwicklung. Montessori, Maria: Il metodo della pedagogia scientifica (1909; 3. Aufl. 1926); dt.: Selbsttätige Erziehung im frühen Kindesalter, hrsg. auch unter dem Titel: La scoperta del bambino (1950; 7. Aufl. 1966); dt.: Die Entdeckung des Kindes (1969; 4. Aufl. 1974).

Neill, Alexander Sutherland – geb.: 17. Oktober 1883 in Forfar / Schottland; gest.: 23. September 1973 in Aldeburgh / Suffolk; Pädagoge und langjähriger Leiter der von ihm gegründeten demokratischen Schule Summerhill in Leiston (Suffolk). Seine Pädagogik ist beeinflusst von Erkenntnissen der Psychoanalyse. Pädagogik des Gewährenlassens. Alexander Sutherland Neill wird (in Deutschland) als Begründer der antiautoritären Erziehung betrachtet. Neill, Alexander, Sutherland: Theorie und Praxis der antiautoritären Erziehung. Das Beispiel Summerhill, Reinbek bei Hamburg 1969.

Parkhurst, Helen – geb.: 8. März 1886 in Durand in Wisconsin; gest.: 1973 in New Milford in Connecticut; US-amerikanische Reformpädagogin. Zusammenarbeit von Maria Montessori und Helen Parkhurst in den Vereinigten Staaten von Amerika. Entwicklung des „Laboratory Plans“, der Idee der „Childrens University“ und schließlich in Dalton des so genannten Daltonplans unter Mitarbeit von John Dewey. Kein pädagogisches Konzept, sondern „a way of life“ – Prinzipen: „Freedom“, „Co-operation“ und „Budgeting time“. Kinder lernen in Freiheit nach einem von der Lehrerin / dem Lehrer (gemeinsam) entwickelten Pensum (assignment). Umfassende und erfolgreiche schulentwicklerische Tätigkeit auch in den Niederlanden. Parkhurst, Helen: „Education on the Dalton Plan“. New York 1922.

Petersen, Peter – geb.: 26. Juni 1884 in Großenwiehe bei Flensburg; gest.: 21. März 1952 in Jena; Reformpädagoge und Schulgründer. Peter Petersen entwickelte an der Universität Jena den so genannten Jena-Plan. Der Jena-Plan Peter Petersens ist eine „Ausgangsform“ zur Schulentwicklung. Peter Petersen ersetzte die Jahrgangsklasse durch altersheterogene Stammgruppen und den „Fetzenstundenplan“ durch einen rhythmischen Wochenarbeitsplan gestützt auf die Bildungsgrundformen Spiel, Gespräch, Arbeit und Feier. Gleichzeitig schaffte er das „Sitzenbleiberelend“ in den Schulen ab. Stand mit Célestin Freinet lebenslang in Briefkontakt. Autor des auflagenreichsten Buchs der pädagogischen Geschichte: Petersen, Peter: Der Kleine Jena-Plan. (1927) 56. – 60.- Auflage, Weinheim 1980.

Reddie, Cecil – geb.: 1858 in London; gest.: 1932 in der „Welwyn Garden City“. Reformpädagoge und Gründer des ersten Landerziehungsheims Abbotsholme in England. Pionier der Landerziehungsheime –die lebendig gestaltete Schule C. Reddies. Wandte sich mit seinem Modell vor allem gegen die alte und überkommene Internatserziehung. Einfluss auf Hermann Lietz und damit auch die deutschen Landerziehungsheime.

Reichwein, Adolf – geb.: 3. Oktober 1898 in Bad Ems; gest.: am 20. Oktober 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet; deutscher Pädagoge, Wirtschaftswissenschaftler und Kulturpolitiker (SPD). Unterrichtsversuche in Tiefensee in Brandenburg im Sinne der Reformpädagogik und speziell der Arbeitspädagogik und Projektarbeit – von der Wandervogelbewegung beeinflusst. Unterrichtskonzept geprägt von der Arbeitsschulpädagogik mit Schwerpunkt in handlungsorientiertem Unterricht, Schulgarten und jahrgangsübergreifenden Vorhaben. Viele Unterrichtsfilme! Mitglied des Kreisauer Kreises – Widerstand gegen Hitler. 1944 nach Prozess vor dem Volksgerichtshof hingerichtet. Reichwein, Adolf: Schaffendes Schulvolk. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin 1937.

Steiner, Rudolf – geb.: 27. Februar 1861 in Donji Kraljevec, Kroatien (Medjimurje), damals Kaisertum Österreich; gest.: 30. März 1925 in Dornach, (Schweiz);österreichischer Philosoph, Pädagoge, Naturwissenschaftler und Esoteriker. Er begründete die Anthroposophie, eine gnostische Weltanschauungslehre. Begründer des Waldorf-Kindergartens und der Waldorf-Schule, benannt nach der ersten Kindergartengründung an der Stuttgarter Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik. Lehrerorientierte Pädagogik, die sich ausschließlich nach dem philosophischen Weltgebäude des Begründers Rudolf Steiner, der Anthroposophie, richtet.

Suchomlinski, Wassili – geb.: 1918; gest.: 1970; der herausragende Alternativpädagoge der Ukraine im 20 Jahrhundert. „Schule der Freude“, da sie größtenteils unter freiem Himmel stattfindet. Der Pädagoge geht auf die familiären Verhältnisse ein und berücksichtigt die Anlagen eines jeden einzelnen Kindes. Sein vorwiegendes Erziehungsmittel ist die freie Natur. Erziehungsziel ist der selbständig denkende, gütige Mensch. Suchomlinski, Wassili: Mein Herz gehört den Kindern. O.O. O.J.

Wagenschein, Martin – geb.: 3. Dezember 1896 in Gießen; gest.: 3. April 1988 in Trautheim zu Mühltal (Hessen); Pädagoge und Mathematiker und Physiker; Begründer des Exemplarischen Unterrichts. Entscheidende Anregungen von Paul Geheebs Freier Schulgemeinde Odenwaldschule. Im exemplarischen Unterricht wird der Unterrichtsstoff in Exempel geordnet, in das Wesentliche, das Grundsätzliche, das Anwendbare des Lernens. Bestimmende Elemente des Exemplarischen Lehrens sind das genetische Verfahren und das sokratische Fragen, die Maieutik (Hebammenkunst). Priorität des Lernens von Methoden und des Lernen des Lernens ausgehend von der Wahrnehmung der Phänomene und des Staunens über dieselben. Wagenschein, Martin: Erinnerungen für morgen, Beltz-Vlg., Weinheim 1983.

Washburne, Carleton Wolsey – geb.: 2. Dezember 1889 in Chicago; gest.: 17. November 1968 in Okemos (Mich., USA); Reformpädagoge und Begründer des Winnetkaplans. Schüler von John Dewey; mit dem so genannten Winnetkaplan (Winnetka in Illinois) nahm er sich besonders der Früherziehung der Kinder und der allgemeinen Schulreform an. Berücksichtigung der Sozialerziehung aber auch die Individualität des Schülers. Aufteilung der Arbeitszeit in Einzelarbeit und Gruppenarbeit. Ablösung der Altersklassen durch Leistungsgruppen, in denen die Schüler die Freiheit der Wahl ihrer Arbeitsgebiete haben. Der Lehrer hat hier nur die Rolle des Helfers. Wichtig: Integration der Schüler in die Gemeinschaft. Reformpädagogische Richtlinien zur Lehrerbildung. Washburne, Carleton: New Schools in the Old World. O.O. 1926.

Wyneken, Gustav Adolf – geb.: 19. März 1875 in Stade; gest.: 8. Dezember 1964 in Göttingen; deutscher Reformpädagoge und Sozialerzieher. Gustav Wyneken kreiert den Begriff der „Jugendkultur„ gegen die Unterwürfigkeit der wilhelminischen Zeit wie auch gegen Schule und Familie. Wyneken, G. A.: Der Kampf für die Jugend. Gesammelte Aufsätze. Jena 1920.

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